Essstörungen: Bulimie, Anorexia und Adipositas
Auch Essstörungen gehören in die Gruppe der nicht–stoffgebundenen Abhängigkeiten. Anders als bei anderen Abhängigkeiten besteht hier die besondere Problematik, dass man Essen und die Beschäftigung damit nicht vermeiden kann.
Zu den individuellen Problemen kommen auch kulturelle Probleme, Die industrialisierte Nahrung und das allgemein fehlende Wissen über Ernährung führt bei einer großen Zahl von Menschen zu Gewichtsproblemen.
Die Verpönung des Übergewichtigen und die allgemeine Hochschätzung von schlanken, jugendlichen Körpern bewirkt, das man heutzutage kaum einen Menschen finden kann, der nicht in der einen oder anderen Weise mit seinem Gewicht und seinem Äusseren beschäftigt ist, schließlich erscheint es ja auch so, als sei das Äussere der entscheidende Faktor für eine gelungene Partnerwahl und auch für jeglichen sonstigen Erfolg im Leben.
Neben den somit sehr verbreiteten allgemeinen Problemen von Essstörungen in unserer Kultur, sind auch die Essstörungen im engeren Sinne, solche mit klinischer Relevanz sehr weit verbreitet. Nach Dr. Larisch betrifft die Magersucht (Anorexia nervosa) zwischen 0,2 und 2% der Bundesbürger, praktisch alle davon Betroffenen sind Frauen (95%).
Dies bedeutet aber auch, das es eine wachsende Zahl von eher jungen Männern gibt, die zu schlank sind. Nicht selten tritt dieses Problem auch in zusammenhang mit anderen Formen übertriebener Beschäftigung mit den Körper auf. Diese Art von Patienten ist nicht selten auch übertrieben sportlich und betreiben manchmal bis zu 2 Stunden Sport am Tag.
Häufiger ist das Gegenteil, die Fettsucht oder Adipositas. 9% bis 25% der Frauen sind betroffen, etwa 10% bis 16% der Männer. Wichtig ist hier, dass das übermäßige Essen eine beruhigende Wirkung für die Psyche hat. Es ist ein Weg, mit Ängsten, Überforderung, Kränkung und emotionaler Einsamkeit fertig zu werden. Die Betroffenen fühlen sich dem Drang zu Essen hilflos ausgeliefert.
Die Fress-Brech-Sucht, die Bulimie, ist wieder mehr eine Sache der Frauen (90%). Diese Patienten sind oft in einem bürgerlichen Sinne perfekt angepasst, leistungsorientiert, kontrolliert und willensstark. Die äussere Erscheinung ist (anders als bei den anderen) zumeist perfekt auf der Linie einer Idealfigur.
Um dies zu erreichen, ergreifen Bulimiker eine Reihe von Maßnahmen, neben Sport und Diät eben auch schon mal Missbrauch von Abführmitteln und Appetitzüglern. Sie leiden aber trotzdem sehr unter den ebenfalls geradezu zwanghaften Fressattacken, bei denen dann hemmungslos alles Essbare, was sich in der Wohung findet, aufgegessen und dann später wieder erbrochen wird. Nach Dr. Larisch sind 2% bis 4% der Bürger betroffen.
- Therapieformen, die zur Behandlung in Frage kommen
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Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, Analytische Therapie (von der Kasse akzeptiert); sowie alle Formen der Humanistischen Psychotherapie wie etwa Gestalttherapie und Gesprächstherapie.
Bei allen Störungen dieser Art steht oft ein Aufenthalt in einer spezialisierten Klinik am Anfang des Heilungsweges. Gerade bei diesen Ströungsformen sind jahrelange Behandlungsdauern nicht selten, da es auch immer wieder mal zu Rückfällen kommt, besonders, wenn die Erkrankung (besonders bei Bulimie und Adipositas) schon lange Jahre besteht. Gerade bei Anorexia, die eher in der Pubertät ausbricht, sind bei beginnender Problematik sehr gute Erfolge bei ambulanter Behandlung möglich, wenn der/die Therapeut/in Erfahrungen mit diesem Krankheitsbild hat.
- Kostenübernahme
- Die Krankenkassen, sowohl privat wie gesetzlich, treten in der Regel für die Behandlungskosten ein.
- Dauer der Behandlung
- Die Behandlung von Essstörungen mit einer Mischung aus stationärer und ambulanter Therapie kann, mit Unterbrechungen, mehrere Jahre in Anspruch nehmen.