Partnerschaft, Liebe und Sexualität
Wahrscheinlich gibt es kaum eine Psychotherapie, in der diese drei Aspekte nicht irgendwann mal angesprochen werden, nicht selten sind diese Themen häufig direkt Gegenstand der Therapie. Dies ist gewiss deshalb so, weil es eben zentrale Angelpunkte im Leben jedes Menschen sind. Egal, was immer man erreicht: Reichtum, Macht, Ansehen – alles bleibt schal und leer, wenn man keine Partnerschaft, keine Liebe findet. Auch wer heiratet, aber darin kein Glück, keine Liebe und Zärtlichkeit findet, sondern nur Streit und Zank und Machtspiele, wird unglücklich und dabei nicht eben selten körperlich und seelisch krank.
Die Symptome, die ein kranker Mensch aufweist, mögen unterschiedlich sein, fast immer ist aber der Moment, wo jemand psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen will, der Moment, indem er merkt, das etwas sehr wesentliches in seinem Leben fehlt: Wärme, Vertrauen, Zuwendung. Viele Menschen erleben in diesem Mangel Ängste, die sehr eigentümlich sein können und vordergründig nichts mit dem Gefühl von Einsamkeit und Leere zu tun haben. Das Gefühl, daran nichts ändern zu können, den Wunsch, Liebe und Zärtlichkeit ausdrücken zu können, nicht leben zu können, ist ein wesentlicher Bestandteil von Depression.
Der klassische Krankheitsbegriff: Genau beschreibbare Symptome (z.B. Fieber, Schmerzen), Diagnose: (z.B. Grippe) und die sich daraus ergebenden Behandlung / Therapie (z.B. Bettruhe) funktioniert in der Psychotherapie nicht so einfach. Vordergründig sieht es so aus, als ob auch die Psychotherapie verschiedene Krankheiten definiert – sie sind alle im sog. ICD, der International Classification of Disease (Internationale Klassifikation der Erkrankungen) aufgelistet, aber jeder Psychotherapeut ist nach seinem Verständnis von Therapie bemüht, den Menschen in der Gesamtheit seiner Lebenszusammenhänge zu verstehen.
Die Qualität einer Liebesbeziehung, einer Partnerschaft ist für die Befindlichkeit eines Menschen zentral. Dies ist für jedermann sofort einsehbar. Man zögert aber, Beziehungsprobleme als einen Aspekt von Krankheit zu verstehen – müssten wir dann nicht alle in Therapie? "Na klar!", sagen einige Psychotherapeuten, aber "Niemals!" sagen die Krankenkassen.
Es gibt wohl kaum einen Menschen, der niemals Liebeskummer hatte und daher weiß jeder, wie kläglich man sich da fühlen kann. Kläglich, aber nicht krank. Was aber, wenn jemand, beispielsweise aufgrund eines schweren Traumas, einer Vergewaltigung, eines Missbrauchs, sich dem anderen Geschlecht nicht vertrauensvoll öffnen kann? Die Tat mag lange vergangen sein, aber die seelischen Verletzungen können lange, ja jahrzehntelang den Menschen verkrüppeln und in der Folge die unterschiedlichsten, schweren psychosomatischen Erkrankungen verursachen.
Auf diesem breiten Spektrum von Lebenserfahrungen bewegt man sich in einer Therapie, vom objektiv trivialen, aber subjektiv schwerwiegenden bis hin zu den schweren seelischen Verletzungen mit Suizidgefahr und komplexen psychosomatischen Störungen.
Wie kann man nun beurteilen, ob man hier Therapie braucht? Ausschlaggebend ist immer das Ausmaß subjektiven Leidens. Aber: kleine Probleme gehen auch schnell vorbei, nichts tröstet Liebeskummer so schnell wie eine neue Liebe. Wer aber beispielsweise mit ca. 25 noch nie eine intime Beziehung hatte, sollte mal in sich gehen.
Wer nie eine längere Bindung findet, starke Ängste vor oder bei sexuellen Kontakten hat, wer in todunglücklich in einer unfreien und kränkenden, vielleicht sogar gewalttätigen Beziehung feststeckt, der sollte sich fragen, ob dieses Leiden, egal wie es sich äußert, nicht doch einen Aspekt von Krankheit enthält.
Es gibt eine Reihe von Krankheiten, die im Zusammenhang mit Partnerschaftsprobleme und Sexualität auftreten. Eine Vielzahl von sexuellen Problemen gilt als Krankheit: Anorgasmie, Vaginismus, Impotenz usw. Aber auch starke Verlustängste oder Eifersucht können sich in Beziehungen sehr negativ auswirken und sind gelten beispielsweise unter dem Begriff ängstliche Persönlichkeitsstörung oder Selbstunsicherheit durchaus krankheitswertig. Dabei können auch stoffgebundene Abhängigkeiten eine Rolle spielen.
- Schwere des Symptoms
- Sehr, sehr abhängig von der Person und den näheren Umständen, von trivial bis sehr starke Beeinträchtigung.
- Therapieformen, die zur Behandlung in Frage kommen
- Im Prinzip kommen alle wesentlichen Therapieformen in Frage, entscheidend ist besonders das therapeutische Verhältnis zwischen Patient und Behandler. Wenn ein Paar behandelt werden soll, dann sollte der Therapeut besondere Erfahrungen auf diesem Gebiet haben.
- Dauer der Behandlung
- sehr unterschiedlich
- Kostenübernahme
- Bei klar diagnostizierbaren Erkrankungen, insbesondere in Verbindung mit somatischen Problemen tritt die Krankenkasse ein. Bei Problemen, die die allgemeine Lebensführung betreffen, die sexuelle Orientierung, Reifungsdefizite kann es Ablehnungen geben. Grundsätzlich sind Behandlungen eines Paares immer Privatsache!