Ängste und Depressionen im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Wochenbett

Die Schwangerschaft und die Geburt sind für die junge Erstgebärende eine Zeit des völligen Umbruchs. In unserer Kultur (wenn man sie denn so nennen möchte) sind junge Frauen oft nur wenig oder gar nicht auf diese neue Phase ihres Lebens vorbereitet. Nicht selten ist der eigene Säugling das erste Baby, welches die junge Frau überhaupt in den Händen hält.

Die Betonung des jungendlich-straffen Mädchenkörpers als Symbol besonderer sexueller Attraktivität ist durch das Trommelfeuer der Werbung in allen Medien ist für sehr viele Frauen zum absoluten Maßstab geworden.

Die unaufhaltsame Veränderung des bislang jugendlichen Körpers zum reifen Frauenleib ist für die junge Schwangere nicht selten ein sehr beängstigender Vorgang. Zudem kommt eine Veränderung in der Wahrnehmung des Partners. Vor der Schwangerschaft hat man ja im Grunde noch alle Optionen offen.

In unserer Kultur sind heute sehr hedonistische Vorstellungen verbreitet: Nur das subjektive Glück zählt, sexuelle Freizügigkeit und Unabhängigkeit sind Grundwerte für viele Menschen, Bindungen zwischen den Geschlechter gelten schon lange nicht mehr als lebenslang vereinbart.

Mit der Schwangerschaft werden diese Vorstellungen eine sehr ernsten Feuerprobe unterzogen.

  • Wird der Partner sich der Verpflichtung der Vaterschaft stellen?
  • Will ich als junge Mutter für den Rest meines Lebens genau diesen Mann?
  • Wird mein Körper wieder schön und jugendlich?

Diese Fragen können sehr drängend sein. Die Geburt und die Zeit des Wochenbetts bedeuten für die junge Mutter eine unausweichliche Konfrontation mit ihrer eigenen Familie, da die eigene Mutter in der Regel die einzige Person ist, die der Mutter eine Entlastung gibt.

Die junge Mutter ist somit obendrein mit den Erinnerungen an ihre eigene Kindheit konfrontiert. Je nach den individuellen Konstellationen, in denen die junge Mutter lebt, entsteht eine psychischen Ausnahmesituation mit erheblichen Ängsten, die die Bewältigungsfähigkeiten u.U. völlig überfordern.

Dann steht der junge Vater vor seiner bislang doch so tüchtigen und selbstbewussten Partnerin, welche nun völlig aufgelöst, überfordert und voller Angst ist. Der junge Vater ist in dieser Situation ebenfalls völlig hilflos, da er ja auch konkrete Hilfe bei der Säuglingspflege nur sehr begrenzt geben kann.

In dieser Situation kann sich eine sog. Wochenbettkrise entwickeln. Die ebenfalls nicht selten gebrauchte Bezeichnung Wochenbett-Psychose ist durchaus problematisch wegen der damit verbundenen Stigmatisierung. Eine Psychose im engeren Sinne liegt dabei in der Regel nicht vor, die Abgrenzung ist nur der erfahrenen Fachfrau möglich, welche selbst Mutter ist. Findet die junge Mutter Verständnis und eine geeignete Unterstützung, lassen die Symptome in der Regel schnell nach. Eine medizinische oder eine Behandlung mit Psychopharmaka ist nur in sehr sehr seltenen Fällen indiziert.

Schwere des Symptoms
Jede junge Mutter muss sich mit Ängste auseinander setzen. Die Symptome können sehr dramatisch sein. Schnelle, unkomplizierte Hilfe ist dringend geboten, aber selten verfügbar. Diejenigen, die sich um Therapie bemühen, haben oft einen sehr hohen Leidensdruck.
Therapieformen, die zur Behandlung in Frage kommen
Verhaltenstherapie und auch tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, sofern sich die Behandlerin mit dem Problem durch eigene Erfahrungen auskennt. Theoretisches Wissen ist hier nicht hilfreich.
Kostenübernahme
Die Krankenkassen, sowohl privat wie gesetzlich, treten in der Regel für die Behandlungskosten ein.
Dauer der Behandlung
Je nachdem, zwischen 3 bis 15 Sitzungen (zumeist eine Sitzung pro Woche, abhängig von der Schwere der Krise)