Familientherapie

Die Familientherapie hat sich als eigenständige Therapieform seit einigen Jahren etabliert und bewährt. Familientherapeuten haben inzwischen ein großes Repertoire an therapeutischen Techniken entwickelt. Gemeinsam ist allen: nicht das Individuum steht im Mittelpunkt, sondern das soziale System, in dem sich Ehepartner und Familienmitglieder wechselseitig befinden.

Jede Familie hat ihre eigenen Kommunikationsstrukturen entwickelt. Die Eigenart der Familie wird durch die Erwartungen und Verhaltensweisen geprägt, durch die Eigenart ihrer Mitglieder und durch die Gesellschaft, in der die Familie lebt.

Entsprechend den unterschiedlichen theoretischen Konzepten wird der Therapeut seine Aufmerksamkeit entweder mehr auf die Kommunikation in der Familie richten, oder er wird das Wachstum und die Entwicklung einzelner Mitglieder fördern, damit diese befriedigendere Beziehungen zu den anderen entwickeln können.

Da sich alle Familienmitglieder durch ihre Handlungen und "Nicht-Handlungen" gegenseitig beeinflussen, kann die Gesundung eines Mitglieds zu einer Reaktion (Erkrankung) bei einem anderen führen.

Familien haben bestimmte Regeln und eigene Arten ihres Gleichgewichts, das ständigen Belastungen ausgesetzt ist: Einflüssen durch Außen, durch Veränderungen innerhalb der Mitglieder oder auch durch "Neuzugänge" wie z. B. Geburt eines Kindes oder Tod eines Angehörigen.

Die Familie als Ganzes, die Mitglieder als einzelne müssen anpassungsfähig und lernfähig sein, um sich den ständigen Herausforderungen stellen zu können. Oftmals treten bei Überforderung und emotionalen Defiziten in der Familie Störungen auf: die Familie wird krank.

In der Familientherapie wird dann mit allen Mitgliedern gemeinsam nach den Ursachen der Störung gesucht, dann werden angemessenere Regeln und Verhaltensweisen eingeübt, damit die Familie als Ganzes auf Belastungen, die immer wieder kommen werden, besser reagieren kann. Diese auf Michael Balint (1896 - 1970) zurückgehende psychoanalytisch orientierte Kurztherapie-Methode ist vor allem dann sinnvoll:

  • Wenn ein umschriebener Lebenskonflikt zu einer krisenhaften Zuspitzung geführt hat,
  • Wenn in dieser schwierigen Lebenssituation ein nächster Schritt fällig und unumgänglich, aber nicht möglich ist,
  • Wenn diesem nächsten Schritt eine Entscheidung vorausgehen müßte, die aber noch nicht klar ist.

In einer begrenzten Folge von 12 - 25 wöchentlichen Einzelsitzungen geht es darum, herauszufinden, ob im Brennpunkt eine innere Lebensformel steht, die diese Schwierigkeiten verursacht, ihren lebensgeschichtlichen Zusammenhang und ihre aktuellen Auswirkungen zu klären.

Entscheidend ist, daß zu Beginn der Behandlung Therapeut und Patient gemeinsam herausarbeiten, wie weit sich dazu ein zu bearbeitendes Problem in dieser Weise abgrenzen läßt, oder ob nicht eher eine Langzeittherapie sinnvoll und notwendig ist.