Surplusrealität in der Einzeltherapie

Inhaltsverzeichnis

4 Die Heilung durch die Externalisierung der Innerlichkeit in der Surplus-Realität

4.1 Das Spiel des Kindes

Das Spiel des Psychodramas und das Spiel des Kindes haben viel gemeinsam, vor allem aber die Wahrheit des So-tun-als-ob. Die Kinder haben das Spiel, die Erwachsenen das Ritual und das Theater. Für ein Kind ist der symbolische Tod so tragisch wie der Tod in der Alltagswelt. Fast will es scheinen, als sei Tragik mehr erfahrbar in der Welt des Als-Ob als in der Realität.

Oft sind wir überwältigt vom Geschehen, erzählen nach, erleben nach mit beredeten Gesten, was geschah, um es zu verarbeiten, mitzuteilen. Dies tun die Kinder, dies tun die Erwachsenen mehr oder weniger. Immer hat aber dieses Erzählen, dieses Spielen eine besondere Qualität. Wir verlassen ein Stück weit die Alltagswelt, benutzen Gesten, Symbole, die das Besondere andeuten. Alle verstehen diese Sprache, sogar über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg.

Kinder unterschiedlicher Nationen haben kaum Probleme, sich zu verständigen, miteinander zu spielen. Nimmt man den Erwachsenen die gemeinsame Sprache, z.B. im Urlaub, bleibt ihnen nur die Rückbesinnung auf das Spiel (Gesang, Theater, Zeichensprache) zur Gemeinsamkeit und zur Verständigung.

Die besondere, magische Qualität des Spiels ist die Heimat des Psychodramas. Hier geschieht die Gestaltung des Besonderen, des Neuen. Es ist mehr als nur die Worte und die Gesten. Dieses mehr ist, was im Psychodrama Surplus genannt wird.

Das natürlich spielende Kind ist in einem ununterbrochenen Prozeß damit beschäftigt, sich auszudrücken; seine Phantasien, seine Gedanken, seine Gefühle werden ausgedrückt, umgesetzt in Bilder und Handlungen: symbolhaft und konkret. Dies nennen wir die Externalisierung der Innerlichkeit. Ein Kind, daß nicht spielt, ist zweifellos krank. Seelisch kranke Kinder heilt man im therapeutischen Spiel, mit Spieltherapie. Therapeutisches Spiel für Erwachsene ist Psychodrama.